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Mathias Énard - Vision eines Brückenschlags zwischen Ost und West

Mathias Énard

Mathias Énard (*1972 in Niort/Westfrankreich) studierte am Institut National des Langues et Civilisations Orientales (INALCO) in Paris arabische und persische Sprache. Nach längeren Aufenthalten im Mittleren Osten zieht er im Jahr 2000 nach Barcelona, wo er für verschiedene Kulturzeitschriften schreibt, Redaktionsmitglied der Zeitschrift für Literatur und Philosophie „Inculte“ war und arabische Autoren ins Französische übersetzte. Von 2005-2006 war Énard Stipendiat der Villa Medici in Rom und lehrt seit 2010 an der Autonomen Universität Barcelona Arabisch. In Paris gründete er 2011 mit Thomas Marin und Julien Bézille die Grafikedition und Galerie „scrawitch“. 2008 wurde er für „Zone“ mit dem deutsch-französischen Candide-Preis, dem Prix Décembre und dem Prix du Livre Inter ausgezeichnet. Für seinen letzten Roman „Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten“ erhielt er 2010 den Prix Goncourt des Lycéens. 
Mathias Énard gilt als vielversprechendes Talent der französischen Gegenwartsliteratur und wird von der Literaturkritik als ein Autor gefeiert, der seine Themen auf stilistisch brillante Weise entwickelt. Sein 2008 erschienener Roman „Zone“ mutet wie eine moderne Illias an, wenn der schwer mit Geheimnissen beladene Protagonist während einer Zugreise nach Rom seine Vergangenheit Revue passieren lässt und in opulenter Erzählweise mit den Henkern und Opfern, Helden und Kriminellen der gewaltgetränkten Geschichte des Mittelmeerraums vermengt. Knapp und fragmentarisch hingegen zeichnet Énard in seinem jüngsten Roman „Erzähl Ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten“ (2010) das Künstlerporträt Michelangelos, den er 1506 an den Hof des osmanischen Sultans Baje-zid II in Konstantinopel reisen lässt, um eine Brücke über das Goldene Horn zu bauen. An diesem Thema entwickelt er eine gelungene Parabel über Religions- und Zivilisationskonflikte und entwirft mögliche Brücken zwischen Orient und Okzident.