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Peter Sloterdijk, Hans Magnus Enzensberger und Gunhild Kübler - Warum scheitern Utopien?

Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk wird (*1947 in Karlsruhe) als Sohn einer Deutschen und eines Niederländers geboren. Von 1968-74 studierte er Philosophie, Germanistik und Geschichte in München und promovierte in Hamburg mit einer Studie zur Philosophie und Geschichte autobiographischer Literatur in der Weimarer Republik. Von 1978-80 hielt sich Sloterdijk im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) im indischen Pune auf. Seit den 80er-Jahren arbeitet er als freier Schriftsteller und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zu Fragen der Zeitdiagnostik, Kultur- und Religionsphilosophie, Kunsttheorie und Psychologie. Seit 1992 ist er Professor für Philosophie und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, dessen Rektor er 2001 wurde. Von 1989-2008 leitete er das Institut für Kulturphilosophie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Gastdozenturen am Bard College, New York, am Collège International de Philosophie, Paris und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule, Zürich. Von 2002-2012 moderierte Peter Sloterdijk gemeinsam mit Rüdiger Safranski die ZDF-Sendung "Das Philosophische Quartett".
Peter Sloterdijks Werk umfasst eine Vielzahl an Buchveröffentlichungen, Essays, Reden und Aufsätzen. Sein 1983 im Suhrkamp Verlag publiziertes Buch „Kritik der zynischen Vernunft“ zählt zu den meistverkauften philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts. Sein kulturkritisch-essayistisches Denken ist von einer selbstbewussten Fröhlichkeit geprägt, die sich von akademischer, begriffslogischer Strenge mitunter frei macht. Jenseits des akademischen Elfenbeinturms bringt sich Sloterdijk regelmäßig ins Kulturgeschehen ein, gibt Interviews in Magazinen, veröffentlicht Beiträge in Zeitungen und wurde durch seine Präsenz als Moderator im „Philosophischen Quartett“ auch einem größeren Publikum bekannt. Peter Sloterdijks neuestes Werk, das ursprünglich nicht zur Veröffentlichung gedachte Tagebuch „Zeilen und Tage. Notizen 2008-2011“ (2012), gibt mit seiner Mischung aus alltäglichen Notizen, Reiseeindrücken, Anekdoten, Gedanken zu aktuellen Debatten, literarischen Aphorismen und Reflexionen über die eigene Rolle als Intellektueller einen lebendigen Einblick in sein Denken und Leben.

Hans Magnus Enzensberger

Der Autor, Übersetzer und Herausgeber Hans Magnus Enzensberger (*11.11.1929 in Kaufbeuren) ist einer der bedeutendsten deutschen Intellektuellen. Nach seinem Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Erlangen (mit Zwischenstationen in Freiburg, Hamburg und Paris) promovierte er 1955 über die Poetik Clemens Brentanos. Enzensbergers umfangreiches essayistisches und literarisches Werk ist von einer unerschöpflichen Schaffensfreude und der lustvollen Auseinandersetzung mit den wichtigen Themen unserer Zeit geprägt. Nach zahlreichen längeren Auslandsaufenthalten u.a. in der Sowjetunion, Norwegen, USA und Italien lebt er heute in München.
Enzensberger und sein Werk sind vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Deutschen Kritikerpreis, dem Georg-Büchner-Preis, dem Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf und dem dänischen Sonning-Preis. Mit seinem klugen Gespür für Themen und Trends gilt Hans Magnus Enzensberger als wichtigster Kopf unter den deutschen Schriftstellern seiner Generation. Immer wieder mischt er sich in den politisch-gesellschaftlichen Diskurs ein, ohne sich auf eine starre Position festlegen zu lassen. Als Herausgeber des „Kursbuchs“ (1965-1975) wurde er zur Leitfigur der Studentenbewegung und der sich formierenden außerparlamentarischen Opposition. Mit den inhaltlich politischen und stilistisch-formell virtuosen Gedichten in die „Verteidigung der Wölfe“ (1957) brachte Enzensberger einen neuen Ton in die deutsche Lyrik ein. 1980 gründete er zusammen mit Gaston Salvatore die Zeitschrift TransAtlantik und gab von 1985-2007 mit Franz Greno „Die Andere Bibliothek“ heraus. Besonders am Herzen liegt ihm die kulturelle Vielfalt Europas: 1987 erschien seine Essaysammlung „Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern“, zwei Jahre später die EG-Kritik "Brüssel oder Europa – eins von beiden". Ein Autor mit einem derart umfangreichen und vielfach ausgezeichneten Werk könnte mit 81 Jahren stolz und altersweise zurückblicken, statt dessen amüsiert er sich Ende 2010 über „Meine Lieblingsflops, gefolgt von einem Ideenmagazin“ – einem Buch über seine größten Rückschläge und gleichzeitig eine funkensprühende Sammlung scharfsinniger Gedanken und Ideen.

Gunhild Kübler

Gunhild Kübler (*1944 in Karlsruhe) studierte Germanistik und Anglistik in Heidelberg, Berlin und Zürich. Nach ihrer Promotion bei Peter von Matt war sie unter anderem als Literaturkritikerin bei der Neuen Zürcher Zeitung, als Redakteurin bei der Schweizer Wochenzeitung „Die Weltwoche“ und als Kolumnistin für die NZZ am Sonntag tätig (die gesammelten Kolumnen erschienen 2008 unter dem Titel „Noch Wünsche?“ in Buchform). Von 1990 bis 2006 war sie Mitglied des Kritikerteams der Schweizer Fernsehsendung „Literaturclub“, in der monatlich aktuelle Titel und Neuauflagen besprochen werden. Sie gab mehrere Veröffentlichungen zu den Briefwechseln von Elise Egloff mit Jacob Henle und dessen Familie heraus sowie eine Sammlung von Schriftstellerkolumnen zum Thema Heimat (Daheim und Daneben. Wo Schriftsteller zu Hause sind, 2001). Zusammen mit Verena Auffermann, Ursula März und Elke Schmitter veröffentlichte Gunhild Kübler 2009 den literaturwissenschaftlichen Sammelband „Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur“, in dem sie in kurzen literarischen Essays 22 Schriftstellerinnen der Weltliteratur -- darunter Emily Dickinson, Toni Morrison, Sei Shonagon, Irmtraud Morgner und Astrid Lindgren – porträtiert und deren Werk literaturgeschichtlich einordnet. Ihr besonderes literaturwissenschaftliches Interesse gilt der englischsprachigen Literatur und im speziellen dem Werk von Emily Dickinson, von der sie über 600 Gedichte ins Deutsche übertragen hat. Dafür wurde sie 2008 mit dem Paul-Scheerbart-Preis ausgezeichnet. Weitere Schwerpunktthemen ihrer Kritiken und Veröffentlichungen sind weibliches Schreiben, Gender Studies und die literarische Übersetzung. Gunhild Kübler ist mit dem Physiker Olaf Kübler verheiratet und lebt in der Nähe von Zürich.