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Mario Botta und Vittorio Gregotti - Die ideale Stadt

Städtebauliche Utopien scheinen heute kaum ein aktuelles Thema zu sein. Das mag einerseits mit der Unsicherheit über unsere Ideale zusammenzuhängen, andererseits scheint die Religion des Geldes und der Technologie, die uns der Finanzkapitalismus aufzwingt, alles zu beherrschen Anders als der kritische Internationalismus der ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts will dieser Finanzkapitalismus aus der wertvollen Verschiedenheit der Kulturen eine falsche ästhetische Einzigartigkeit des Subjekts machen. Die Utopie wird so zu einer Ideologie des ständigen Imagewechsels. Die Expansion der Stadt ohne Regeln und die veränderte Arbeitsweise im Bauwesen haben die Architektur als künstlerische wie als landschaftsplanerische Tätigkeit mitsamt ihrer Grundlagen in Schwierigkeiten gebracht.

Mario Botta

Mario Botta, geboren 1943 in Mendrisio, Tessin, besucht nach einer Bauzeichnerlehre in Lugano das Kunstgymnasium in Mailand und studiert an der Fakultät für Architektur in Venedig. 1969 schliesst er sein Studium unter Carlo Scarpa und Giuseppe Mazzariol ab. Während seines Studienaufenthalts in Venedig trifft er Le Corbusier und Louis I. Kahn und arbeitet für sie. 1970 eröffnet er in Lugano sein eigenes Atelier und übt seither eine intensive Lehr-und Forschungstätigkeit aus, die durch Planung und Ausführung zahlreicher Bauten, vor allem Einfamilienhäuser im Tessin, Museumbauten und Kirchen, weltweit geprägt ist. Er hält Vorträge, Seminare und Kurse an Architekturschulen Europas, Asiens sowie Nord- und Lateinamerikas. 1976 ist er Gastdozent an der Ecole Polytechnique fédérale in Lausanne und 1987 an der Yale School of Architecture in New Haven, USA. 1983 erhält Mario Botta den Professorentitel der Eidgenössischen Technischen Hochschulen, von 1982 bis 1987 ist er Mitglied der Eidgenössischen Kunstkommission. Seit 1996 setzt er sich als Schöpfer und Gründer für die Architekturakademie in Mendrisio ein, als deren Direktor er 2002 bis 2003 und 2011 bis 2013 fungiert. Für seine Arbeiten hat er bedeutende Auszeichnungen erhalten, unter anderem den Merit Award for Excellence in Design für das Museum of Modern Art in San Francisco.

Bibliografie

Bauten (Auswahl)
2013 Granatkapelle, Zillertal
2012 Hotel Twelve at Hengshan, Shanghai
2012 Centro benessere/Wellnesszentrum, Rigi Kaltbad
2011 Biblioteca dell’Università Tsinghua/Bibibliothek der Tsinghua Universität, Beijing
2009 Cantina/Weinkellerei Château Faugères, Saint-Emilion
2009 Museo/Museum Bechtler, Charlotte
2006-2009 Sede centrale e residenze/Wohnungen und Hauptsitz Campari, Sesto San Giovanni
2004-2006 Centro benessere/Wellnesszentrum Tschuggen Bergoase, Arosa
2004-2006 Chiesa/Kirche Santo Volto, Torino
2003 Museo e biblioteca/Museum und Bibliothek Fondation Bodmer, Cologny (CH) 
2002-2004 Ristrutturazione/Umbau Teatro alla Scala, Milano
2002 MART Museo d’arte moderna e contemporanea/Kulturzentrum und Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Trento/Rovereto
1999-2000 Centro Friedrich Dürrenmatt/Friedrich Dürrenmatt Zentrum, Neuchâtel
1998 Cymbalist Sinagogue and Hebrew Heritage center, Tel Aviv
1996 Museo Jean Tinguely/Jean Tinguely Museum, Basel
1990-1995 SFMOMA Museum of Modern Art, San Francisco
1989-2003 Kyobo Tower, Seoul
1984-1987 Teatro e casa per la cultura/Theater und Kulturzentrum André Malraux, Chambéry

Auszeichnungen

2013 Nomina a membro onorario della/Berufung in die Pontificia Insigne Accademia di Belle Arti e Letteratura dei Virtuosi al Pantheon da parte di papa Benedetto XVI/durch Papst Benedikt XVI
2006 European Union Prize for Cultural Heritage Europa Nostra, Den Haag
2005 Medaglia Beato Angelico Associazione S. Marco per il Rinascimento, Firenze
2005 Award for Excellence in design for civic architecture, Leeum Samsung Museum, Seoul 
1999 Chevalier dans l’Ordre national de la Légion d’Honneur, Paris
1997 Honorary Fellow Royal Institute of British Architects, London
1995 Merit Award for Excellence in Design - AIA, California
1995 Europäischer Kulturpreis, Karlsruhe
1989 CICA Award - Comité Internacional de Criticos de Arquitectura, Bienal de Arquitectura, Buenos Aires
1988 Chevalier dans l'Ordre des Arts et des Lettres, Paris
1986 Chicago Architecture Award
1983 Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten 

Vittorio Gregotti

Vittorio Gregotti, 1927 in Novara (I) geboren, schließt 1952 sein Architekturstudium am Politecnico di Milano ab. Von 1953 bis 1968 arbeitet er mit Lodovico Meneghetti und Giotto Stoppino zusammen und gründet 1974 die Gregotti Associati. Von 1978 bis 2000 ist er ordentlicher Professor am Istituto Universitario di Architettura in Venedig, lehrt an den Architekturfakultäten in Mailand (1964 bis 1967) sowie Palermo (1968 bis 1973). Er ist Visiting Professor an den Universitäten Tokyo, Buenos Aires, Sao Paolo, Lausanne, Harvard, Philadelphia, Princeton, Cambridge (U.K.) sowie am MIT in Cambridge (USA). Er nimmt an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil. Von 1974 bis 1976 ist er Direktor der Sektion visuelle Künste und Architektur an der Biennale von Venedig. Daneben wirkt er ab 1953 als Redakteur von Casabella, 1955 bis 1963 als Chefredakteur (Casabella-Continuità).Als Direktor fungiert er von 1963 bis 1965 bei Edilizia Moderna und von 1979 bis 1998 bei der Zeitschrift Rassegna. Dazu ist er bei der Zeitschrift Il Verri für den Sektor Architektur verantwortlich. Gregotti schreibt für die Kulturseiten des Corriere della Sera, der Repubblica und betreut von 1984 bis 1992 die Architektur-Rubrik in der Zeitschrift Panorama.Er ist Mitglied der Akademien von San Luca (seit 1976) und Brera (seit 1995). 1996 verleiht ihm das Polytechnikum Prag, 1999 die Architekturfakultät des Polytechnikums Bukarest und 2003 die Architekturfakultät der Universität Porto die Ehrendoktorwürde. Seit 1997 ist er Mitglied des Bundes der deutschen Architekten (BDA ) und seit 1999 Ehrenmitglied des American Institute of Architects. 2000 bekommt er di Goldene Verdienstmedaille der Italienischen Republik für Wissenschaft und Kultur. 

Bibliografie

Bauten (Auswahl)
2008 Chiesa di/Kirche San Massimiliano Kolbe, Bergamo
2003 Grand Théâtre de Provence, Aix-en-Provence
2003 Bund Central Business District, Shanghai
2002 Nuovo quartiere residenziale nell'area di/Wohnquartier Pujiang, Shanghai
2002 Museo archeologico/Archäologiemuseum, Patras
2002 Complesso amministrativo/Verwaltungsgebäude, Mosca
2001 Nuova città di per 100.000 abitanti/neue Stadt Jiangwan für 100.000 Einwohner, Shanghai
2000 Direction commerciale d'Air France, Montreuil
2000 Municipio e nuovo centro urbano/Stadthaus und -zentrum, Nizza
1999 Stadio/Stadion, Marrakech
1999 Stadio/Stadion, Agadir
1999 Salle des Etats al Louvre, Paris
1997 Teatro degli Arcimboldi alla Bicocca, Milano
1997 National Grand Theater, Beijing
1994 Nave da crociera/Kreuzfahrtschiff "Costa Vittoria"
1993 Edifici residenziali a/Wohngebäude Spandau, Berlin
1992 Una nuova città sul Mar Nero/neue Stadt am Schwarzen Meer, Ukraine
1991 Salle des Etats e ala/und Flügel Denon Louvre, Paris
1991 Risistemazione/Neuordnung Potsdamer Platz e/und Leipziger Platz, Berlin
1991 Place de l'Etoile, Strasburgo
1991 Nave da crociera/Kreuzfahrtschiff "Costa Romantica"
1990 Ristrutturazione area portuale centro storico/Renovierung Hafengebiet Altstadt, Venezia
1989 Palazzetto dello sport/Sporthalle, Nîmes
1987 Sede della Regione/Sitz der Region Marche, Ancona
1987 Galleria d'Arte Moderna e Contemporanea Accademia Carrara, Bergamo
1986 Stadio olimpico/Olympiastadion, Barcelona
1986 Stadio/Stadion, Nîmes
1985 Trasformazione area/Umwandlung Gebiet Pirelli Bicocca, Milano
1984 Quartiere fieristico/Messegelände, Ferrara
1984 Parco archeologico ai/Archäologiepark Fori Imperiali, Roma
1974 Fondazione Feltrinelli, Milano
1969 Quartiere per 20.000 abitanti/Quartier für 20.000 Einwohner (ZEN), Palermo
1969 Dipartimento di Scienze dell'Università di Palermo
1960 Palazzo per uffici/Bürogebäude, Novara

Auszeichnungen

1996 Laurea honoris causa Politecnico di Praga /Ehrendoktorat Polytechnikum Prag 
1999 Laurea honoris causa Facoltà di Architettura del Politecnico di Bucarest/Ehrendoktorat Architekturfakultät Polytechnikum Bukarest
2003 Laurea honoris causa dalla Facoltà di  Architettura dell’Università di Porto /Ehrendoktorat Architekturfakultät Universität Porto
2000 Medaglia d’oro della/Goldmedaille der Presidenza della Repubblica “Benemerito della scienza e della cultura” 

Nicola Navone - Moderation

Nicola Navone, 1967 in Lugano geboren, ist Vizedirektor des Archivio del Moderno und Dozent an der Architekturakademie Mendrisio-USI. Er forscht hauptsächlich zu zwei Themenbereichen: Zum einen zur Rolle der Tessiner Architekten und Handwerker bei der Übertragung und Verbreitung der italienischen Architekturkultur in Russland von Beginn des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts, zu der er zahlreiche Publikationen verfasst hat. Zum anderen widmet er seine Lehrtätigkeit an der Architekturakademie Mendrisio sowie – im Frühling 2013 – an der Universität UAV Venedig der Entwicklung zu einer international anerkannten zeitgenössischen Tessiner Architektur. Navone ist Sekretär des internationalen Architekturpreises BSI Swiss Architectural Award. Er lebt und arbeitet im Tessin.