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El MoVe 2023

El MoVe 2023


In der Ausgabe des Jahres 2023 trifft eine Gruppe von vier Schriftsteller*innen auf eine zweite Gruppe von vier Anthropolog*innen renommierter internationaler Universitäten und diskutiert mit ihnen das Thema: „Welche Rolle spielt Stil in der Wissenschaftskommunikation?“ Ein Denkanstoss und Leitfaden für die reichhaltigen Aktivitäten, die parallel zu den Eventi letterari stattfinden werden.

Als Mentor fungiert der Professor von der Columbia University Michael Taussig, der in mehreren Büchern die anthropologische Forschung auf eine neue Grundlage gestellt hat, sowohl in der Lektüre der untersuchten Wirklichkeit wie im kreativen Schreibstil. Seine Arbeit ist die perfekte Ergänzung zum wissbegierigen und kühnen Geist des Monte Verità.

Seinen Beitrag zum Programm der Eventi letterari leistet El MoVe durch eine Publikumsveranstaltung mit Michael Taussig. Die für El MoVe ausgewählten Talente übernehmen eine aktive Rolle bei der Vorbereitung wie auch bei der Moderation.

Michael Taussig


Michael Taussig, geboren 1940 in Sydney, ist als Anthropologe bekannt für seine provokanten ethnographischen Studien und seinen gegenüber den akademischen Üblichkeiten nonkonformistischen Stil. Er studierte Medizin an der Universität Sydney, erwarb einen Doktortitel in Anthropologie an der London School of Economics und ist derzeit Professor für Anthropologie an der Columbia University in New York. Stark beeinflusst von der Frankfurter Schule und dem französischen Poststrukturalismus, war Taussig an den Veränderungen beteiligt, die sich in den 1980er Jahren auf dem Gebiet der Anthropologie vollzogen. Seine Arbeit trug zu dem zunehmend kritischen Blick auf Kulturanalysen bei, die vom Standpunkt der dominanten Kultur aus durchgeführt werden, also der westlich-kapitalistischen.
Michael Taussig ist ein radikaler Erneuerer des narrativen Stils in der Anthropologie, mit Büchern wie The Devil and Commodity Fetishism in South America (University of North Carolina Press, 1980), Shamanism, Colonialism and the Wild Man: A Study in Terror and Healing (University of Chicago Press, 1987) und My Cocaine Museum (University of Chicago Press, 2004). Neben zahlreichen Veröffentlichungen auf seinem eigenen Fachgebiet ist er auch mit Schriften zu Karl Marx und Walter Benjamin hervorgetreten, die um das Konzept des „Warenfetischismus“ kreisen.

Teilnehmer*innen


Giuliana Altamura

Giuliana Altamura (Bari, 1984) debütierte 2014 mit dem Roman Corpi di Gloria (Marsilio), der mit dem Premio Rapallo Carige Opera Prima ausgezeichnet wurde. 2017 veröffentlichte sie ihren zweiten Roman, L’orizzonte della scomparsa, ebenfalls im Marsilio Verlag. 2022 erschien ihr jüngster Roman, L’occhio del pettirosso (Mondadori), in dessen Mittelpunkt die Autorin das Genfer CERN stellt und in dem sie eine zeitgenössische Vision der wissenschaftlichen Wirklichkeit entwirft. Die ausgebildete Violinistin studierte moderne Literaturwissenschaften und promovierte mit einer Arbeit zur Theatergeschichte. Sie lebt in der Schweiz und in Mailand.

 


Manuela Antonucci

Während ihrer Studien in Kommunikationswissenschaft, Verlagswesen, Creative Writing und Anthropologie unternahm Manuela Antonucci (Copertino, 1983) zahlreiche Reisen und lebte zeitweise in Rom, Lissabon, São Paulo und Barcelona. Nach ihrem in Barcelona erworbenen Master in Theorie und Praxis des Kreativen Dokumentarfilms drehte sie eine Reihe von Dokumentarfilmen für die spanische Produktionsfirma Aedo Social Films. Murene, ihr erster Roman, erschien 2020 bei Italo Svevo Edizioni.

 


Anthony Bekirov

Anthony Bekirov (Lausanne, 1992) studierte Literatur an der Universität Lausanne und vertiefte seine Leidenschaft für die japanische Sprache mit einem längeren Studienaufenthalt in Tokio. Dort entdeckte er die Gedichte von Kanai Mieko, einer japanischen Schriftstellerin mit bilderstürmerischer Vision. Bekirov gab die französische Übersetzung ihres emblematischen Werks Portrait d’une mère et de son fils (Boshizō) heraus. Als leidenschaftlicher Cineast ist er Mitbegründer des Ciné-club au beurre in Lausanne und Herausgeber der Zeitschrift Ciné-Feuilles. Le chien ist sein Debütroman.

 


Valentina Bonifacio

Valentina Bonifacio ist ausserordentliche Professorin an der Universität Ca' Foscari in Venedig, wo sie Umweltanthropologie und visuelle Anthropologie lehrt. Zu ihren Forschungsthemen gehören: Umweltgeschichte und ihre Reibungspunkte, indigene Völker in Paraguay und der Staat, interspezifische Ethnografie, die Verwendung audiovisueller Medien als Forschungsinstrumente und kollaborative Prozesse zwischen Anthropologie, zeitgenössischer Kunst und Städteplanung. Zusammen mit Jasmine Clotilde Pisapia verfasst sie gerade das Vorwort zur italienischen Übersetzung von Michael Taussigs neuestem Buch Mastery of non-mastery (University of Chicago Press, 2020).

 


Omar Di Monopoli

Omar Di Monopoli (Bologna, 1971) macht Apulien zum Schauplatz des Erzählens, eine Region, der er eine imaginäre Färbung verleiht und die der wirklichen doch überaus ähnlich ist. Dabei verwendet er eine ganz persönliche Sprache, die zwischen Erhabenheit und dialektalen Einsprengseln wechselt. Sein Erstlingsroman Uomini e cani (2007) und die nachfolgenden Ferro e fuoco (2008) und La legge di Fonzi (2010) erschienen im Verlag ISBN. 2016 wurde er als einer von wenigen jungen Autoren vom Adelphi Verlag ins Programm genommen und erregte Aufsehen mit dem Roman Nella perfida terra di Dio (2017), der aktuell für das Kino adaptiert wird. Brucia l’aria, sein jüngster Roman, erschien 2021 bei Feltrinelli.

 


Maria-Katharina Lang

Maria-Katharina Lang ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und spezialisiert auf Studien zur Mongolei sowie künstlerisch-wissenschaftliche Forschung. Zu den von ihr kuratierten Ausstellungen zählen Dust & Silk (Weltmuseum Wien, 2021/22) und Steppes & Silk Roads (MARKK Hamburg, 2021). Sie ist Herausgeberin des Buchs Nomadic Artefacts (2016, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) sowie der Ausstellungskataloge Dust & Silk (2021) und Artefacts as Links (2017).

 


Jasmine Clotilde Pisapia

Jasmine Clotilde Pisapia promovierte an der Columbia University in New York in soziokultureller Anthropologie. Sie veröffentlichte Essays über die Studien des Anthropologen Ernesto De Martino in Süditalien. Neben ihrer Tätigkeit als Ethnografin und Kuratorin arbeitet sie mit der unabhängigen Theatergruppe New York City Players zusammen. Sie ist Mitbegründerin des Collettivo Epidemia, eines unabhängigen Recherchekollektivs, das eine Zeitschrift zu politischer Ökologie, Kunst und Basisorganisationen herausgibt, mit den Schwerpunktthemen Nahrung und agrarökologische Praktiken Italiens. Als Dozentin an der McGill University in Montréal lässt sie in die Lektüre der Texte audiovisuelles Material einfliessen und behandelt so auf originelle Weise anthropologische Themen.

 


Ursula Regehr

Ursula Regehr (1976) ist Sozialanthropologin und Kuratorin der Abteilung Afrika im Museum der Kulturen Basel. Ihr Interesse gilt der Vielfalt der Formen des In-der-Welt-Seins, dem Erzählen und der Kunst. Seit Ende der 1990er Jahre arbeitet sie mit indigenen Zeichnern im Gran Chaco zusammen. In ihren Ausstellungen und Essays untersucht sie Begegnungen, Beziehungen und Interaktionen zwischen Menschen und Anderen, im Mittelpunkt stehen dabei wechselseitige Interdependenzen und Konvivialität. Gegenwärtig arbeitet sie an der Ausstellung „Alles lebt – mehr als menschliche Welten“, die im September 2023 im Museum der Kulturen Basel eröffnet wird.