© Benjamin Geminel_Hans Lucas (Frédéric Pajak)
Veranstaltungen

Enrico Filippini Preis an L’orma editore

Gefolgt um 11:15 von: Frédéric Pajak – Ungewisses Manifest

Das Geheimnis des Verlages L’orma war von Anfang an sein unverwechselbares Profil. Der markante Name – L’orma, also „Abdruck“ – ist bis heute Programm. Die beiden Gründer Marco Federici Solari und Lorenzo Flabbi, die 2011 den Mut zu diesem Unterfangen aufbrachten und ein Jahr später ihre ersten Titel veröffentlichten, sind selbst erfahrene Übersetzer und besitzen ein enormes Gespür für die literarische Qualität von Texten. Von Anfang folgten sie ihren Leidenschaften und richteten sie den Fokus auf die deutsche und französische Literatur, die im Vergleich zur englischen und amerikanischen Literatur in Italien unterrepräsentiert war. Sie brachten phantastische Erzählungen des in Südeuropa völlig unbekannten E.T.A. Hoffmann heraus, veröffentlichten abseitigere Titel von Bertolt Brecht und Antonin Artaud, machten Romane von Irmgard Keun und Ricarda Huch zugänglich und wagten sich an zeitgenössische Schriftsteller wie Bernard Quiriny, Frédéric Pajak, Paule Constant, Lukas Bärfuss oder Saša Stanišić. Erstmals in Italien machten sie das Werk von Uwe Johnson und von Annie Ernaux bekannt. Dass L'orma Ernaux schon lange vor dem Nobelpreis publizierte, war nicht nur ein Glücksfall, sondern auch ein Beleg für den verlegerischen Instinkt Flabbis und Solaris. Das Verleger-Duo legt nicht nur größten Wert auf gute Übersetzungen, sondern auch auf die sorgfältige Gestaltung ihrer Bücher. L'orma ist nicht einfach nur ein Verlag. L'orma ist ein kultureller Umschlagplatz.

 

Laudatio und Moderation: Filippo D'Angelo

Sprache: Italienisch
Simultanübersetzung: Deutsch

 

Ungewisses Manifest

Auf die grossen affirmativen und oft auch aggressiven Manifeste der Dadaisten, Futuristen und Surrealisten antwortet Frédéric Pajak hundert Jahre später mit seinem Ungewisses Manifest (edition clandestin, 2016) voll Zaudern und Zartheit. In einem riesigen Bilderbogen bald 10 Bänden lässt er die Ahnen der Avantgarde durch seine eigensinnige comichafte Welt wandeln: Nietzsche, Pavese, Rimbaud oder Breton: Pajaks durchkomponierte Seiten verwandeln sich beim Lesen und Schauen vom Zeichenblock in einen, wie Sigmund Freud sagen würde: Wunderblock.

 

Moderation: Gesa Schneider

Sprache: Französisch
Simultanübersetzung: Italienisch, Deutsch

Die Veranstaltung wird auch auf unserer Webseite als Livestream übertragen (Simultanübersetzung online nicht verfügbar).

 

Frédéric Pajak

Frédéric Pajak, französisch-schweizerischer Schriftsteller, Illustrator, Verleger und Filmemacher, wurde 1955 in Suresnes, Ile-de-France, geboren. Als Autor von rund dreissig Büchern machte er sich mit L'immense solitude (Graphot, 1999) einen Namen. Dafür entwickelte er eine originelle Form, wie Text und Illustration aufeinandertreffen und verschmelzen. Der Autor des neun-bändigen Ungewisses Manifest (edition clandestin, 2016) wurde mit dem Prix Médicis für Sachbücher, dem Prix Goncourt für Biografien, dem Grand Prix Suisse für Literatur und dem Prix Flaubert ausgezeichnet. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er stellt seine Zeichnungen regelmässig in Frankreich und im Ausland aus.
Darüber hinaus drehte er drei Dokumentarfilme und organisierte als Kurator mehrere Ausstellungen in Frankreich und der Schweiz. Seit zwanzig Jahren leitet er den Pariser Verlag Les Cahiers Dessinés, der sich der Zeichnung in all ihren Formen widmet. Er hat über einhundertfünfzig Titel herausgebracht. Zusammen mit Vera Michalski gründete Pajak das jährlich stattfindende Festival du Dessin in Arles.