Kety Fusco (Harfe), Michael Lentz, Raoul Schrott
AEIOU: im Lallall der Ewigkeit
Gegen den Sinnzwang, den uns die Politik und Ökonomie diktiert und der das Leben zu einer Gebrauchsanweisung für Staubsauger verkümmern lässt, haben die russischen Futuristen und die Dadaisten die Lautpoesie erkundet. Sie schickten die Vokale AEIOU ins Lallall der Ewigkeit: „aeiou“ hiess bei den alten Griechen „Ewigkeit“. Und die können wir dank diesen Dichtern und ihren versierten Kennern Michael Lentz und Raoul Schrott jetzt endlich erahnen. Mit Musik von Kety Fusco.
Die Veranstaltung wird auch auf unserer Webseite als Livestream übertragen (Simultanübersetzung online nicht verfügbar).
Kety Fusco
Kety Fusco, Absolventin der klassischen Harfe am Conservatorio della Svizzera Italiana, mit einem Master of Arts in Music Performance, hat die Welt der Harfe revolutioniert. 2020, zwei Jahre nach ihrem Abschluss, veröffentlichte sie ihr Debütalbum Dazed bei dem Label Sugar Music von Caterina Caselli. Dafür wurde sie bei den vergangenen Swiss Live Talents Awards in drei Kategorien nominiert und spielte ihre Kompositionen im Bundeshaus in Bern. Dank ihres neuen Umgangs mit der Harfe und ihrer Entschlossenheit, die Spielart und das Ansehen der Harfe grundlegend zu verändern, wurde Kety Fusco zu renommierten Festivals eingeladen (Locarno Film Festival, Vision Du Reel Film Festival in Nyon, Rockomotives Festival, Paleo Festival, La Notte della Taranta, Montreux Jazz Festival, Waves Festival, Mama Festival) sowie 2021 zum SDG Global Festival of Action, wo sie sich die Bühne mit Patti Smith und Ben Harper teilte. Zurzeit vollendet Kety Fusco ihr neuestes Projekt The Harp, das beim internationalen Label Floating Notes Records – u.a. auf Vinyl – erscheint und aus drei Teilen besteht. Der erste Teil wurde am 3. März 2023 in der renommierten Royal Albert Hall in London live aufgeführt.
Michael Lentz
Michael Lentz, 1964*, promovierte 1999 mit der zweibändigen Dissertation Lautpoesie/-musik nach 1945. Er ist Autor, Musiker (Saxophonist) und Vortragskünstler. 1998 gewann er die deutsche Poetry-Slam-Meisterschaft und 2001 den Ingeborg-Bachmann-Preis für Muttersterben (S. Fischer Verlage, 2002), wo er virtuos von Herkunft und Familie, von Kindheit, Liebe und Tod erzählt. Zuletzt erschienen sein bildgewaltiger Roman Schattenfroh. Ein Requiem und der Gedichtband Chora (S. Fischer Verlage, 2023). Ihr neues Buch Heimwärts (S. Fischer Verlage, 2024) geht seit Muttersterben einen entscheidenden Schritt weiter: Aus dem Sohn ist nun selbst ein Vater geworden. Die vergangene Kindheit ist zwar weiterhin mächtig und präsent. In der Gegenwart aber geht es um die Stimme der nächsten Generation. Michael Lentz lehrt am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und ist seit 2004 Präsident der Freien Akademie der Künste zu Leipzig, wo er die Reihe Projektionen, Poesie und Film kuratiert.
Raoul Schrott
Raoul Schrott, geboren 1964, aufgewachsen in Tunis und Österreich, studierte Literatur und Sprachwissenschaft in Innsbruck, Norwich, Paris und Berlin. Er veröffentlichte u.a. den Roman Finis Terra (S. Fischer Verlage, 1995), Gedichtbände wie Hotels und Tropen. Über das Erhabene (Hanser, 1998) und die 12-teilige akustische Anthologie Die Erfindung der Poesie (Regie: Klaus Buhlert 1998), die zu einem lyrischen Bestseller wurde. Sein Standardwerk zu Dada Dada 21/22 und Dada 15/22 erschien schon 1988 bzw. 1992 bei Haymon. Daneben zahlreiche Essays zur Dichtung und Übersetzungen vom Gilgamesch-Epos bis Derek Walcott, von Homers Ilias bis zu altägyptischen Liebesliedern. Er erforschte auch den Zusammenhang Gehirn und Gedicht. Wie wir unsere Wirklichkeiten konstruieren (Hanser, 2011) zusammen mit dem Neurologen Arthur Jacob. Schrott wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er lebt in Österreich. Zuletzt von ihm erschienen: Inventur des Sommers: Über das Abwesende (Hanser, 2023).