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Peter von Matt und Sibylle Berg - Über die Eigenliebe

Träumerisch beugt sich Narziss über die Spiegelfläche des Wassers und erkennt in ihr das eigene Bildnis. Die Liebe, die er anderen versagt, entdeckt er in sich selbst – und ist fortan der Prototypus des nach ihm benannten Narzissten. Aber Selbst- und Eigenliebe haben noch andere Voraussetzungen und Strukturen. Nicht jede, die sich mit sich selbst gut fühlt, muss eine Egomanin des schönen Scheins sein. Nicht jeder, der sich nicht nur in der Nächstenliebe verausgabt, ist ein gewissenloser Hedonist. Literatur, Philosophie, Psychologie, aber auch die bildenden Künste und die Musik entführen uns in das Labyrinth der radikalen Begegnungen mit dem eigenen Ich, woraus glückliche, häufiger freilich tragische Entwicklungen resultieren. Darüber soll ausgiebig diskutiert werden.

Peter von Matt

Peter von Matt, 1937 in Luzern geboren und in Stans (Kanton Nidwalden) aufgewachsen, studiert Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte in Zürich und Nottingham. Von 1976 bis 2002, das Jahr seiner Emeritierung, ist er Ordinarius für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich. 1972 ist er als Gastprofessor an der Universität Basel, 1979 an der Universität Bern und 1980 an der Stanford University in Kalifornien tätig.

Gegenwärtig ist Peter von Matt Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden, der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und der Akademie der Künste Berlin. Neben der akademischen Lehre und Forschung arbeitet er als Literaturkritiker und Publizist, insbesondere für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Neue Zürcher Zeitung, den Tages-Anzeiger sowie für Rundfunk und Fernsehen in Deutschland und der Schweiz. Zudem nimmt er an verschiedenen literarisch-kulturellen Gremien teil, u. a. an der Max-Frisch-Stiftung der ETH Zürich.

Bibliografie

Das Kalb vor der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz, 2012, Carl Hanser Verlag
La Svizzera tra origini e progresso, 2015, Armando Dadò Editore
La Poste du Gothard ou les états d’âme du nation, 2015, Éditions Zoé
Wörterleuchten. Kleine Deutungen deutscher Gedichte, 2009, Carl Hanser Verlag
Das Wilde und die Ordnung. Zur deutschen Literatur, 2007, Carl Hanser Verlag
Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist, 2006, Carl Hanser Verlag
Öffentliche Verehrung der Luftgeister. Reden zur Literatur, 2003, Carl Hanser Verlag
Die tintenblauen Eidgenossen. Über die literarische und politische Schweiz, 2001, Carl Hanser Verlag
La Svizzera degli scrittori, 2007, Armando Dadò Editore
Sang d’encre. Voyage dans la Suisse littéraire et politique, 2005, Éditions Zoé
Verkommene Söhne, missratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur, 1995, Carl Hanser Verlag
Fils dévoyés, filles fourvoyées. Les Désastres familiaux dans la littérature, 1998, Éditions de la Maison des sciences de l’homme
Liebesverrat. Die Treulosen der Literatur, 1989, Carl Hanser Verlag

Auszeichnungen

2014 Goethe-Preis der Stadt Frankfurt
2012 Schweizer Buchpreis
2007 Brüder-Grimm-Preis der Universität Marburg
2006 Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste
2005 Grosses Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
2000 Kunstpreis der Stadt Zürich
1997 Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste Berlin
1994 Johann-Peter-Hebel-Preis des Landes Baden-Württemberg
1991 Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Sibylle Berg

Die deutsch-schweizerische Schriftstellerin und Dramatikerin Sibylle Berg, 1962 in Weimar geboren, lebt heute in Zürich. Sie schreibt Romane, Theaterstücke, Essays und Kolumnen, u.a. für die Neue Zürcher Zeitung und Spiegel Online.

Zu ihren wichtigsten Büchern zählen Der Mann schläft (2009), Vielen Dank für das Leben (2012), Wie halte ich das nur alles aus (2013) und Der Tag, als meine Frau einen Mann fand (2015). Für ihren Roman Amerika (1999) wird Sibylle Berg im Jahr 2000 mit dem Marburger Literaturpreis ausgezeichnet, 2008 erhält sie den Wolfgang-Koeppen-Preis.

Seit 2013 hat sie an der Zürcher Hochschule der Künste einen Lehrauftrag im Bereich Dramaturgie. In dem Dokumentarfilm Wer hat Angst vor Sibylle Berg (2015) wird die Autorin von den Regisseurinnen Wiltrud Baier und Sigrun Köhler porträtiert. Ihre Werke werden in 34 Sprachen übersetzt und ihre Theaterstücke an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland aufgeführt.

Bibliografie

Der Tag, als meine Frau einen Mann fand, 2015, Hanser
Wie halte ich das nur alles aus? Fragen Sie Frau Sibylle, 2013, Hanser
Vielen Dank für das Leben, 2012, Hanser
Merci bien pour la vie, 2015, Actes Sud
Der Mann schläft, 2009, Hanser
Die Fahrt, 2007, Kiepenheuer & Witsch
Tragitti, 2010, Gaffi
Habe ich dir eigentlich schon erzählt... Ein Märchen für alle, 2006, Kiepenheuer & Witsch
Giovani amanti, 2008, Liberamente
Ende gut, 2004, Kiepenheuer & Witsch
Happy End (traduzione italiana), 2007, Barbera
Das Unerfreuliche zuerst. Herrengeschichten, 2001, Kiepenheuer & Witsch
La Mauvaise Nouvelle d’abord. Des histoires d'hommes, 2003, Éditions Jacqueline Chambon
Gold, 2000, Hoffmann und Campe
Amerika, 1999, Hoffmann und Campe
Amerika (traduction française), 2001, Éditions Jacqueline Chambon
Sex II, 1998, Reclam
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot, 1997, Reclam
Chercher le bonheur et crever de rire, 2000, Éditions Jacqueline Chambon
 
Theaterstücke (Auswahl)
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter, 2014, prima: Consol Theater Gelsenkirchen
Viel gut essen, 2014, prima: Schauspiel Köln
Und jetzt: die Welt!, 2013, prima: Maxim Gorki Theater
Angst reist mit, 2013, prima: Staatstheater Stuttgart
Die Damen warten, 2012, prima: Theater Bonn
Nur Nachts, 2010, prima: Wiener Akademietheater
Die goldenen letzten Jahre, 2009, prima: Theater Bonn
Von denen, die überleben, 2008, prima: Schauspielhaus Zürich
Das wird schon. Nie mehr Lieben!, 2004, prima: Schauspielhaus Bochum
Hund, Mann, Frau, 2001, prima: Theater Rampe Stuttgart
Helges Leben, 2000, prima: Schauspielhaus Bochum
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot, 1999, prima: Theater Rampe Stuttgart

Auszeichnungen

2008 Wolfgang-Koeppen-Preis
2000 Marburger Literaturpreis

Martin Meyer - Moderation

Martin Meyer, 1951 in Zürich geboren, ist Journalist, Publizist und Buchautor. Er studiert Geschichte, Literatur und Philosophie und promoviert mit einer Dissertation über Schiller und die deutsche Romantik. Es folgen Publikationen über Ernst Jünger, Thomas Manns Tagebücher und zum Thema des Endes der Geschichte. Zuletzt sind erschienen: Piranesis Zukunft. Essays zu Literatur und Kunst (2009) und Albert Camus – Die Freiheit leben (2013). Seit 1974 ist er Redaktor am Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung, von 1992 bis 2015 dessen Leiter. 2004 erhält er den Europäischen Essaypreis der Charles-Veillon-Stiftung, 2011 die Ehrendoktorwürde der Universität St. Gallen und 2015 den Kythera-Preis. Er ist u.a. korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.