Ein anderes Leben
Die neunte Ausgabe der Eventi letterari Monte Verità wird vom 11. – 14. November 2021 stattfinden und steht im 700. Todesjahr Dante Alighieris ganz im Zeichen des Dichters der Göttlichen Komödie. Der Titel des diesjährigen Literaturfestivals, das sich Fragen über die uns erwartende Zukunft stellen möchte, spielt auf Dantes Neue Leben an, ist aber dem Ausdruck «das andere Leben» entlehnt, der sich mehrmals in Dantes Epos findet. Wir alle sind «in der Mitte eines Weges», der einen Umbruch mit sich bringen und uns in ein anderes Leben führen wird – nach dem Trauma der Pandemie, der ökonomischen und sozialen Krise, aber auch den psychologischen und anthropologischen Schwierigkeiten.
Ist ein anderes Leben möglich? Wie wird dieser Umbruch aussehen? Worauf sollen wir setzen? Welche Ziele sollten wir anstreben, damit wir «erneut sehen die Sterne»? Welche Visionen, Bilder und Utopien der Zukunft haben Schriftsteller*innen, Dichter*innen und Philosoph*innen? Unsere Gäste werden uns ihre individuellen Wege aufzeigen, um aus dem «finsteren Wald» herauszufinden. Das breite Angebot an Begegnungen – für das Publikum auf dem Monte Verità, die Schulen und die Università della Svizzera italiana – soll neue Horizonte für die Lektüre eröffnen, uns zum Nachdenken anregen und natürlich Freude bereiten.
Wie immer kommt bei den Eventi letterari mit Autor*innen und Intellektuellen verschiedener Muttersprachen und Herkunft eine breite Auswahl an bedeutenden literarischen Stimmen zu Wort. Mit dabei sind die englische Autorin kanadischer Herkunft Rachel Cusk, eine wahre Offenbarung der letzten zwanzig Jahre, und der spanische Schriftsteller und Dichter Manuel Vilas, der sich aufgrund der Originalität seiner autobiografischen Prosa mit wenigen Romanen international durchgesetzt hat. Ausserdem zu Gast: Thomas Hürlimann, einer der grössten deutschsprachigen Schweizer Autoren, Joachim Sartorius, ehemals künstlerischer Leiter der Literaturtage, der seine Gedichte lesen wird, sowie Helena Janeczek, italienische Autorin deutscher Herkunft und Trägerin des Premio Strega 2018. Ebenfalls aus dem deutschsprachigen Raum kommt die deutsche Erzählerin Judith Hermann, die zu den bedeutendsten ihrer Generation gehört. Weitere Autor*innen werden noch hinzukommen. Begleitend ist eine Begegnung über die weiblichen Figuren bei Dante und Shakespeare vorgesehen.
Protagonist*innen der Eventi letterari sind aber nicht nur die geladenen Autor*innen. Nachdem sich das Festival bereits 2019 erfolgreich den Schulen geöffnet hat, soll es – auch wenn dieser Teil des Festivals pandemiebedingt 2020 pausieren musste – dieses Jahr verstärkt Gelegenheiten zum Austausch zwischen den Schriftsteller*innen und den jungen Generationen geben. Geplant sind zahlreiche Veranstaltungen, von den Grundschulen bis zur Università della Svizzera italiana, mit der die Zusammenarbeit ebenfalls weiter ausgebaut wird. Erneut werden Roberto Piumini und Pia Mazza zudem mit einer Gruppe von Mittelschüler*innen einen Kreativworkshop durchführen, der in einer Theateraufführung seinen Abschluss finden wird.
Und auch das Projekt «Cenacolo del Monte Verità» für junge Schweizer Autor*innen wird unter der Leitung des Dichters Fabio Pusterla das Thema «Ein anderes Leben» vertiefen.
Im Rahmen des Festivals wird der Preis zur Erinnerung an Enrico Filippini verliehen, eine Auszeichnung für Menschen und Initiativen, die sich in der Welt der Bücher durch Mut, Kreativität und Erfindungsreichtum hervortun. Diesjähriger Preisträger sind die von Jean Richard geleiteten Éditions d’en bas mit Sitz in Lausanne, die zu den lebendigsten Institutionen innerhalb der Schweizer Verlagslandschaft zählen.
Paolo Di Stefano