Durs Grünbein - Strophen für übermorgen
Durs Grünbeins Gedichte beschäftigen sich mit der Realität neben der Realität. In ihnen gehen die Metaphern an den Rändern des Alltags spazieren auf der Suche nach dem Uneingelösten, dem jederzeit Möglichen neben all dem Wirklichkeit Gewordenen. «Was nun? Wie soll ich den Tag verbringen, / Da die Weltausstellung zu Ende ist?», heißt es einmal bei ihm. Und er beantwortet die Frage danach, was Poesie sein könnte: «Die Besonnenheit traumdichter Bilder / In der Bananenrepublik des Realen.»
Durs Grünbein, der seine Kindheit und Jugend in der Gartenstadt Hellerau bei Dresden verbrachte, einer vom Gedanken der Lebensreform geprägten Siedlung, vergleichbar der Künstlerkolonie von Ascona, kennt sich mit Utopien aus. Seine Dichtung läßt sich in vieler Hinsicht als eine Auseinandersetzung mit den real gewordenen Utopien des zwanzigsten Jahrhunderts verstehen, denen des Sozialismus wie denen der romantischen Lebensreformer aller Couleur.
Er wird aus seinem umfangreichen Werk Gedichte und Prosa lesen, unter anderem aus den Sammlungen Strophen für übermorgen, Koloss im Nebel und Die Jahre im Zoo.
Durs Grünbein
Durs Grünbein, 1962 in Dresden geboren, lebt als Dichter, Übersetzer, Essayautor und Librettist in Berlin und Rom. 1985 zieht er nach Ost-Berlin und debütiert 1988 mit dem Gedichtband Grauzone morgens. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs geht er auf Reisen. Er beschäftigt sich intensiv mit Philosophie, arbeitet als freier Mitarbeiter für Zeitschriften, steht im engen Austausch mit Aktionskünstlern und Malern und übersetzt gelegentlich Autoren der Antike wie Aischylos (Die Perser). Vor allem schreibt er aber Gedichte. Seit Schädelbasislektion von 1991 hat er fünfzehn Gedichtbände publiziert. Unter anderem sind von ihm erschienen Vom Schnee oder Descartes in Deutschland (2003), die Meditationen Der cartesische Taucher (2008) und Die Bars von Atlantis (2009). Zuletzt lässt er sich 2010 in Aroma. Ein römisches Zeichenbuch von der römischen Antike inspirieren, 2012 legt er Koloss im Nebel nach. Von 2014 stammt zudem Cyrano oder Die Rückkehr vom Mond. Seine Werke sind in viele Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet worden. 1995 hat Grünbein als bisher jüngster Autor den Georg-Büchner-Preis zugesprochen erhalten. Daneben sind der Friedrich-Nietzsche-Preis, der Friedrich-Hölderlin-Preis, der Pier-Paolo-Pasolini-Preis Rom oder der Tomas-Tranströmer-Preis zu nennen. Er ist Mitglied des Ordens Pour le mérite und mehrerer Akademien, darunter der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Grünbein hält an der Kunstakademie Düsseldorf eine Professur für Poetik und künstlerische Ästhetik.
BibliografieCyrano oder Die Rückkehr vom Mond, 2014, Suhrkamp
Verabredungen. Gespräche und Gegensätze über Jahrzehnte mit Aris Fioretos, 2013, Suhrkamp
Koloß im Nebel, 2012, Suhrkamp
Limbische Akte, 2011, Reclam
Aroma. Ein römisches Zeichenbuch, 2010, Suhrkamp
Die Bars von Atlantis. Eine Erkundigung in vierzehn Tauchgängen, 2009, Suhrkamp (The Bars of Atlantis: Selected Essays, 2010, Farrar, Straus and Giroux)
Lob des Taifuns. Reisetagebücher in Haikus, 2008, Insel Verlag
Der cartesische Taucher. Drei Meditationen, 2008, Suhrkamp (Descartes' Devil: Three Meditations, 2010, Upper West Side Philosophers)
Strophen für übermorgen, 2007, Suhrkamp (Strofe per dopodomani, 2011, Einaudi)
Liebesgedichte, 2008, Insel Verlag
Von ganzem Herzen, 2004, Nicolaische Verlagsbuchhandlung
Vom Schnee oder Descartes in Deutschland, 2003, Suhrkamp (Della neve. Ovvero Cartesio in Germania, 2005, Einaudi)
Das erste Jahr. Berliner Aufzeichnungen, 2001, Suhrkamp (Il primo anno. Appunti berlinesi, 2004, Einaudi)
Die Schweizer Korrektur (con/mit/with Brigitte Oleschinski e/und/and Peter Waterhouse),
1995, Urs Engeler Editor
Schädelbasislektion, 1991, Suhrkamp
Bühnenstücke
Berenice, Libretto, 2004, Suhrkamp Verlag
Die Perser des Aischylos, (come traduttore/als Übersetzer /as translator), 2001, Suhrkamp Verlag
2012 Tomas-Tranströmer-Preis Västerås
2009 Samuel-Bogumil-Linde-Preis
2009 Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
2006 Berliner Literaturpreis der Preussischen Seehandlung
2005 Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg
2004 Friedrich-Nietzsche-Preis des Landes Sachsen-Anhalt
2001 Spycher: Literaturpreis Leuk
2000 Literaturpreis der Osterfestspiele Salzburg
1995 Peter-Huchel-Preis
1995 Georg-Büchner-Preis 1992 Literaturpreis der Stadt Marburg
1993 Nicolas-Born-Preis für Lyrik
1993 Förderungspreis des Kunstpreises Berlin
1992 Literaturförderpreis der Freien Hansestadt Bremen
1989 Förderpreis zum Leonce-und Lena-Preis