Svetlana Aleksievič - Mit den Augen der Menschenforscherin
Swetlana Alexijewitsch komponiert Interviews zu vielstimmigen Romanen über den «sowjetischen Menschen» als Prägung, Geisteshaltung und Schicksal bis heute. In ihrem Buch Secondhand-Zeit kommen Menschen zu Wort, die vor einer Utopie geflohen sind und sich doch noch nach ihr sehen, also schwanken zwischen Neuanfang und Nostalgie. Hundert Jahre nach Ausbruch der russischen Revolution hat die Literaturnobelpreisträgerin aus vielen Gesprächen den erschütternden Lebensroman einer noch nicht vergangenen Epoche geformt.
Swetlana Alexijewitsch
Swetlana Alexijewitsch, geboren 1948 in Iwano-Frankiwsk (Ukraine), lebt heut in Minsk (Weissrussland) und zählt zu den unermüdlichsten Gegnern des Regimes, das in ihrem Land herrscht. Ihre sechs Werke wurden in 47 Sprachen übersetzt und erschienen in 52 Ländern. Sie schrieb mehr als zwanzig Drehbücher zu Dokumentarfilmen, und auf ihren Büchern basieren etwa ein Dutzend Theaterstücke. Ihr wurden zahlreiche Auszeichnungen anerkannt, darunter 2015 der Nobelpreis für Literatur «für ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt». Mit ihren auch auf Deutsch erschienenen Werken wie Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus (Hanser, 2013) und Der Krieg hat kein weibliches Gesicht (Henschel, 1987), entwickelte sie eine eigene literarische Gattung: der «Roman in Stimmen» – eine Dokumentarprosa, in der Hunderte von Interviews miteinander verschmelzen.
BibliografieDie vollständige Bibliografie aller Originalwerke und Übersetzungen finden Sie hier: www.alexievich.info/editionEN.html
Werke auf Deutsch:
Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus, 2013, Hanser
Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft, 1997, Berlin-Verlag
Im Banne des Todes. Geschichten russischer Selbstmörder, 1994, S. Fischer. Neuausgabe:
Seht mal, wie ihr lebt. Russische Schicksale nach dem Umbruch, 1999, Aufbau
Zinkjungen. Afghanistan und die Folgen, 1992, S. Fischer
Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg, 1989, Neues Leben
Der Krieg hat kein weibliches Gesicht, 1987, Henschel
Andreas Breitenstein - Moderation
Andreas Breitenstein, geboren 1961 in Zürich, ist Journalist. Er war als Werbetexter und freier Literaturkritiker tätig und arbeitet seit 1992 in der Redaktion der Neuen Zürcher Zeitung. Bis Ende 2015 war er stellvertretender Leiter der Feuilletonredaktion, seit 2016 betreut er hauptsächlich das Ressort Meinung & Debatte.