Corrado Bologna, Fabio Pusterla und Adolf Muschg - Dichtung zwischen Schöpfung und Tradition
Gefolgt von: Ehrung Carl Spittelers
Der Dialog zwischen dem Dichter Fabio Pusterla und dem Essayisten und Forscher Corrado Bologna vertieft die zentrale Frage der Eventi letterari 2019 mit dem Titel «Auf den Schultern von Riesen». In der Literatur ist das Verhältnis zwischen Schöpfung und Tradition wechselhaft: manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Ausgegangen wird von einem Jugendwerk Pusterlas, aus dem uns ein Baudelaire’sches Echo entgegenhallt, um dann mit dem Philologen Bologna der Entstehung der Dichtung zwischen begnadeter Inspiration und technischem Können nachzuspüren, die eine Beziehung zu und einen Austausch mit den Werken der Vergangenheit voraussetzt.
Schliesslich wird mit einer Lesung der Dichter Carl Spitteler (1845-1924) geehrt, dem vor 100 Jahren der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.
Ehrung Carl Spittelers
Vor hundert Jahren wurde der Schweizer Carl Spitteler (1845-1924) mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er wurde in Liestal geboren und war Hauslehrer, Dichter und Journalist. 1914 trägt er in Zürich die Rede Unser Schweizer Standpunkt vor, in der er für den Zusammenhalt der Sprachregionen, die Respektierung der Minderheiten, Gewaltfreiheit und Neutralität eintritt. In einem auf Französisch (Éditions Zoé), Deutsch (Rotpunktverlag) und Italienisch (Edizioni Casagrande) erschienenen Volumen entdecken acht Schweizer SchriftstellerInnen dieses zivilpolitische Manifest neu. Eine Gelegenheit zur Begegnung mit zwei der Autoren: Fabio Pusterla und Adolf Muschg.
Schliesslich wird mit einer Lesung der Dichter Carl Spitteler (1845-1924) geehrt, dem vor 100 Jahren der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.
Fabio Pusterla
Fabio Pusterla, geboren 1957 in Mendrisio, ist Dichter, Übersetzer und Essayist. Er unterrichtet italienische Literatur am Gymnasium Lugano, lehrt an der Universität der italienischen Schweiz und arbeitet mit etlichen Zeitschriften zusammen, etwa den Quaderni italiani di poesia contemporanea. Für den Verlag Marcos y Marcos gibt Pusterla die Lyrikreihe Le Ali heraus. Seine acht wichtigsten Gedichtbände wurden teilweise im Sammelband Le terre emerse. Poesie 1985-2008 (Einaudi, 2009) zusammengefasst. Darauf folgten Corpo Stellare (2010), Argéman (2014) und Cenere, o terra (2018), alle bei Marcos y Marcos erschienen. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Zwei Dokumentarfilme erzählen sein Leben: Salamandre, gatti ciechi, rotaie von Danilo Catti (1998) und Libellula gentile von Francesco Ferri (2018).
BibliografieWerke auf Deutsch:
Neue Schweizer Standpunkte, mit: Dorothee Elmiger, Pascale Kramer, Catherine Lovey, Adolf Muschg, Fabio Pusterla, Daniel de Roulet, Monique Schwitter, Tommaso Soldini, 2019, Rotpunktverlag
Bocksten, 2010, Limmat Verlag
Zur Verteidigung der Schule. 37 kurze Geschichten eines Lehrers, 2010, Limmat Verlag
Solange Zeit bleibt / Dum vacat: Gedichte Italienisch und Deutsch, 2002, Limmat Verlag
Corrado Bologna
Corrado Bologna, geboren 1950 in Turin, hat in Rom und Genf studiert und an den Universitäten Genf, Chieti, «La Sapienza» und «Roma Tre» in Rom gelehrt. Er ist ordentlicher Professor für mittelalterliche und moderne romanische Literaturen an der Scuola Normale Superiore in Pisa und assoziierter Professor an der Universität der italienischen Schweiz (USI). Von seinen Werken besonders erwähnenswert: Il ritorno di Beatrice. Simmetrie dantesche fra «Vita Nova», «petrose» e «Commedia» (Salerno, 1998) und El Teatro de la Mente. De Giulio Camillo a Aby Warburg (Siruela, 2017). Er hat u. a. die Essaysammlung von Károly Kerényi Nel labirinto (Boringhieri, 1983) herausgegeben und an der italienischen Ausgabe von Ernst Robert Curtius Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (La Nuova Italia, 1992) mitgearbeitet. In Italien hat er Gli eroi greci von Angelo Brelich (Adelphi, 2010) und Das Buch der Unruhe von Fernando Pessoa (Einaudi, 2012) neu herausgebracht und Einleitungen dazu verfasst.
Bibliografie
(Auswahl)
Originalwerke:
El Teatro de la Mente. De Giulio Camillo a Aby Warburg, 2017, Siruela
La prosa del Due e del Trecento, 2005, Istituto Poligrafico dello Stato
Il trattato del Quattro e Cinquecento, 2000, Istituto Poligrafico dello Stato
Il ritorno di Beatrice. Simmetrie dantesche fra «Vita Nova», «petrose» e «Commedia», 1998, Salerno
La macchina del «Furioso». Una lettura delle «Satire» e dell’«Orlando», 1998, Einaudi
Alessandro nel Medioevo occidentale, in Zusammenarbeit mit Piero Boitani, Adele Cipolla, Mariantonia Liborio, 1997, Fondazione Lorenzo Valla
L’albero della vita e della luce, 1997, SanZanobi
Immagini di Fortuna. Pensiero, arte e letteratura fra antico e moderno, 1995, SanZanobi
Tradizione e fortuna dei classici italiani, 1993, Einaudi
Flatus vocis. Metafisica e antropologia della voce, 1992, Il Mulino
Invito alla lettura di Guillaume Apollinaire, 1979 Mursia
Liber monstrorum de diversis generibus, 1977, Bompiani
Adolf Muschg
Adolf Muschg, geboren 1934 in Zollikon (Kanton Zürich), studierte Germanistik, Anglistik und Psychologie in Zürich und Cambridge. 1959 promovierte er mit einer Dissertation über die Dichtungen Ernst Barlachs. Danach arbeitete er als Gymnasiallehrer in Zürich und lehrte an Universitäten in Tokyo, Göttingen, Ithaca (USA) und Genf. Von 1970 bis 1999 war er als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der ETH Zürich tätig. 1975 war er Kandidat der Sozialdemokratischen Partei Zürich für den Ständerat. Er ist Mitglied verschiedener eidgenössischer Kommissionen und war von 2003 bis 2006 Präsident der Berliner Akademie der Künste. Er ist Autor von Kurzgeschichten, Theaterstücken und Romanen wie z. B. Fremdkörper (Arche, 1968), Liebesgeschichten (Suhrkamp, 1972) und Heimkehr nach Fukushima (C.H. Beck, 2018). Für seine Bücher erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch den Schweizer Grand Prix Literatur 2015.
Bibliografie
Die Bibliografie finden Sie hier.