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Vladimir Sorokin - Russische Utopien – eine Märchenwelt?

Lesung und Gespräch: Vladimir Sorokin, Autor, liest aus seinem Roman Der Schneesturm

Im Anschluss ein Gespräch mit Vladimir Sorokin zu dem Thema: «Von Bakunin und Krotopkin zu einem grotesk-imaginären Russland von heute».

Vladimir Sorokin

Vladimir Sorokin (*7. August 1955 in Bykowo/Moskau) ist das Enfant terrible der russischen Gegenwartsliteratur. Er gilt als einer der Hauptvertreter des russischen Konzeptualismus und als scharfer Kritiker der politischen Eliten Russlands. Nach dem Ingenieurdiplom am Moskauer Gubkin-Institut der Erdgas- und Erdölindustrie sowie am Institut für Chemie, arbeitet Sorokin ein Jahr lang für die Zeitschrift »Wechsel« (»Смена«), beschäftigt sich mit Malerei und Grafik und illustriert etwa fünfzig Bücher. In den achtziger Jahren gehört er dem künstlerisch-literarischen »Moskauer Untergrund« an und publiziert im »Samisdat«. Sein erster Roman »Die Schlange« („Очередь«) erscheint 1985 bei Syntaxe in Paris, 1992 in der Zeitschrift »Kinokunst« («Искусство кино») in Moskau.
Internationale Aufmerksamkeit erfährt Sorokin mit drastisch-expressiv erzählten Werken wie dem regimekritischen Skandalbuch «Der himmelblaue Speck« (1999) und dem erzählerischen Mix aus Trivialmythen aus Kino, Thriller und Science Fiction in der Trilogie »Ljod - Das Eis« (2002, dt. 2005). Neben Prosawerken schreibt Vladimir Sorokin zahlreiche Drehbücher und Theaterstücke, die meist auf deutschsprachigen Bühnen uraufgeführt wurden. Seine Parodien auf den Sozialistischen Realismus, die Dekonstruktionen russischer Klassiker und die angebliche Verwendung pornografischer Elemente führen zu öffentlichen Protestaktionen seitens der regierungsnahen Jugendbewegung »Iduščie vmeste«. Es folgen die Anti-Utopien »Den’ opričnika« (2006; dt. »Der Tag des Opritschniks«, 2008) und »Saharniy Kreml« (2008; dt. »Zuckerkreml«, 2010), die sich mit der Vision eines düsteren, verarmten und von der Informationstechnologie dominierten Russlands beschäftigen. Sorokins jüngster Roman »Metel« (2010, dt. »Der Schneesturm«, 2012) beginnt wie eine Erzählung aus dem 19. Jahrhundert und entwickelt sich zu einer fantastischen, in den literarischen Kosmos von Tolstoj, Gogol und Tschechow eingebetteten Irrfahrt durch das Russland der nahen Zukunft. 
Sorokin ist Mitglied des russischen P.E.N. und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Andrej-Bely-Preis für besondere Verdienste um die russische Sprache, dem französischen Orden Chevalier des Arts & Lettres und dem Gorki-Preis. Seine Bücher wurden in 22 Sprachen übersetzt. Vladimir Sorokin lebt mit seiner Familie in Moskau.